Wilde Stadt
ars vivendi
Wilde Stadt. Urbane Wildkräuterküche.
Ein Kochbuch von Anne Schmidt-Luchmann und Paul Schmidt, die in ihrem Berliner Supper Club das Fine Dining mit Wildkräutern perfektioniert haben — denn in wilden Kräutern steckt großes kulinarisches Potential für geschmackliche Vielfalt. Mit Tipps für die städtische Wildkräutersuche, Informationen zu den verwendeten Pflanzen und vielen Basisrezepten zu Sirupen, Eingelegtem, Kräuteressigen und Co.
Seitenzahl: 238
Buchrezension
Saisonale Aromabomben voll gesunder Nährstoffe erwecken deine Neugier? Du findest, Nahrungsmittel sollten möglichst lokal produziert werden und im Einklang mit der Natur stehen? Dann lasse den Einkaufswagen ausnahmsweise stehen und wirf einen Blick darauf, was vor der eigenen Haustür im Stadtgebiet alles wächst: Wilde Rauke, Löwenzahn, Lindenblatt und Vogelbeeren, kaum geerntet und schon auf den Teller gebracht.
Im neuen Werk von Anne Schmidt-Luchmann und Paul Schmidt mit dem Titel „Wilde Stadt“, erschienen bei Ars vivendi, kann es nur um Eines gehen: Urbane Wildkräuterküche. Keine Sorge, du musst weder etwas von deinem Speiseplan streichen, noch alle Mahlzeiten durch Brennesselspinat ersetzen. Ziel des Autorenduos ist es, ganz undogmatisch, feine Speisen durch Wildkräuter kulinarisch zu bereichern.
Zugegeben, ein bisschen Hausverstand ist schon gefragt beim Sammeln. Nicht überall und nicht in unbegrenzter Menge pflücken, nur jenes, was zweifelsfrei als essbar identifiziert werden kann. Ich schärfe also, wie das Buch empfiehlt, meine Sinne und gehe mit einer guten Portion Offenheit auf kulinarische Entdeckungsreise, direkt in der Stadt. Belohnt werde ich mit einer ungeahnten Hülle und Fülle kulinarischer Höhepunkte!
Denn überall blüht im Frühling der Holunder. Da heißt es schnell sein, ein paar duftige Dolden abschneiden und zu gebackenen Hollerblüten mit Rotgarnelen und Wildkräutersalat verarbeiten. Im Juli finde ich dann ein stattliches Pflänzchen blau blühenden Borretsch im Vorgarten. Ein paar Blätter später kombiniert sich dieser wunderbar erfrischend mit Gurke und Gin zu einem Gin Borage Smash. Im Sommer mache ich mich zukünftig als scheinbare Unkrautjäterin nützlich, tatsächlich aber wandert ein Sträußchen junger Giersch ins Körbchen und in die Küche, um im Rezept für Pommes Sarladaises zwischen Pfannenkartoffeln zu glänzen. Im Herbst finde ich Spitzwegerich beim Spaziergang und verpasse Coleslaw den ganz besonderen Geschmack von frisch gemähter Wiese. Kurz gesagt, hier entdecke ich Aromen, die mir kein Sternerestaurant bieten kann. Die Rezepte selbst sind manchmal bodenständig und simpel, oft aber gehoben, perfekt für eine feine Dinnerparty oder ein romantisches Essen für zwei (Kräuterhexen und andere Feinspitze). Geboten wird Inspiration en masse, auch für erfahrene Wildkräuterfans, die sich abseits von Bärlauchpesto und Holunderblütensirup austoben wollen. Den nach Jahreszeiten geordneten Rezepten folgt ein wertvolles Kapitel über Pflanzenkunde, in welchem sich unbezahlbare Tipps und Tricks zur Verarbeitung und Ernte von Wildkräutern finden. Zu guter Letzt sei aber auch gesagt: Wer durch die stimmungsvoll fotografierten Gerichte sofort Lust aufs Nachkochen bekommen hat, eine spezielle Wildpflanze aber gerade nicht aufzufinden ist, soll diese einfach durch ähnliche Kulturpflanzen oder gezüchteten Wildkräutern ersetzen — so oder so erwarten einen absolute Gaumenfreuden.