Titel von Kochbüchern müssen ja heutzutage mehr können, als die Rezeptsammlung im Inneren zu beschreiben. Cool müssen sie klingen, nach wenig Aufwand und viel Genuss. Dem Zeitgeist müssen sie entsprechen, ein „Veggie“ im Titel spricht uns sofort an, weil wir weniger Fleisch essen möchten. Hat sich James Strawbridge mit seinem neuen Titel „Frische Gemüseküche“ also dem Trend angeschlossen, oder verbirgt sich mehr dahinter? 
Ich stelle fest, unter „frisch“ versteht Strawbridge mehr als ein Adjektiv, das zum Kauf verleiten soll. Im Vorwort des im Dorling Kindersley erschienenen Werks verrät uns der Brite nämlich, dass er und seine Familie in Cornwall einen Selbstversorgergarten betrieben, der zur Saison oft Unmengen an frischem Gemüse abwarf. Strawbridge nahm sich der vitaminreichen Herausforderung an und zauberte immer wieder neue Köstlichkeiten aus der Ernte, um dem Gemüse nicht überdrüssig zu werden. Wirft man einen Blick auf Rezepte wie dem köstlich bebilderten Sellerie-Shawarma, oder Miso-Röstkarotten mit rosa Dukkah, ist eines klar — Strawbridges Gemüseküche sprüht vor Frische und Kreativität! 
Nun leben aber die wenigsten von uns den Traum der Selbstversorgung — und werden deshalb auch selten mit Zucchinischwemmen überfordert. Was uns heutzutage aber doch beschäftigt, ist, Gemüse vom Blatt bis zur Wurzel zu verwerten und möglichst wenig zu verschwenden. Im Rahmen von informativen Gemüseportraits werden von der Erbse im Frühling bis zur Pastinake im Winter Tipps zu Zero Waste gegeben. Mit knackigen Radieschenblättern und Shichimi Togarashi, oder Regenbogen-Mangold-Kimchi tun wir also nicht nur uns, sondern auch der Umwelt etwas Gutes. 
„Frisch“ ist Strawbridges Gemüseküche also nicht nur, weil er Gemüse direkt vom Feld in den Topf bringt — er liefert kreative, nachhaltige, innovative Gemüserezepte, die man so noch nicht gesehen hat. 
Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten, bis wieder leuchtend buntes Sommergemüse die Wochenmärkte ziert. Dann gibt es rauchig-süßen Röstmais-Hummus, Gefüllte Tajine-Auberginen und einen Gurkenschalen-Gin als Erfrischung. Bis dahin stürze ich mich auf In Cidre geschmorten Kohl mit Maronen, oder rette vergessenen Frühlingszwiebel aus der Gemüselade, indem ich aromatische Pickles zubereite.